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Document Related Technologies - Trends 2000
Trends 2000

Von Dr. Ulrich Kampffmeyer
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Trends 2000
In den Vergangenheit gab es an dieser Stelle immer eine schlanke „Hitliste“ mit den sieben wichtigsten und brandaktuellen Trends. Die Veränderung der DRT-Branche mit immer weiter ausufernden Themen wie Knowledge Management, eBusiness und Enterprise Content Management macht jedoch inzwischen eine Aufteilung in mehrere Sektionen sinnvoll. Für den Trendbericht zur CeBIT 2001 bieten sich sechs Themenkomplexe an: Trends aus Marketing-, Markt-, Anbieter-, Produktstrategie-, Integrations- und Beratungssicht.
Trends aus Marketingsicht
Inzwischen werden jedes Jahr neue Trends für Document Related Technologies ausgerufen, um an die stürmische Entwicklung der allgemeinen IT- und Telekommunikationsbranche anzuknüpfen.
Jedes Jahr neue Schlagworte
Das jeweils neuen Schlagworte im DRT-Markt, die dann auf Prospekten, Vorträgen und Messen im Folgejahr zum Tragen kamen, waren

1996
Enterprise Document Management Solutions (EDMS),
1997
Internet-basiertes Dokumenten-Management,
1998
Knowledge Management (KM),
1999
eBusiness und
2000
Enterprise Content Management (ECM).

Zur Zeit sind die Marketingabteilungen der Anbieter damit beschäftigt, neue Etiketten auf vorhandene oder leicht ergänzte Lösungen zu pappen. Dabei wird von bisherigen, noch einigermaßen griffigen Produktkategorien auf die neuen Schlagworte übergeleitet, so z.B.
von Groupware zum Knowledge Management,
vom Dokumenten-Management zum Content Management,
vom elektronischen Archiv zum Document Warehouse,
von OCR und ICR zur automatischen Klassifikation,
vom Workflow zu CRM Costumer Relationship Management und SCM Supply Chain Management,
von Intranet-Document-Management zum Enterprise Portal und
von Enterprise-Document-Management-Solutions (EDMS) zu eBusiness und Enterprise Content Management.
Viel Marketinggetöse, wenig neue Produkte
Kaum jemand redet noch von Groupware, Archivierung, Intranet oder OCR. Hinzukommen noch weitere dreibuchstabige Abkürzungen für vertikale Lösungen oder neue technische Konzepte wie ASP, WAP, SCM, CRM, CCM, PDM usw. Der Phantasie der Marketingmanager sind offenbar keine Grenzen mehr gesetzt. Gemessen am Jahreszyklus der Ankündigungen können die Anbieter gar nicht zu jeder Messe eine vollständig neue Lösung präsentieren. Dies erlauben weder die Ressourcen und qualitätsgetriebenen Entwicklungsprozesse noch die bereits im Felde vorhandenen Installationen und die noch zu verkaufende, im Vorjahr propagierte Lösung. Mit den neuen Begriffen verbindet sich viel „Hype“ und „Marketinggetöse“. Besonders in den Lösungen für die New eConomy, eBusiness und eCommerce spielen die Anbieter von DRT-Systemen nur eine nachgeordnete Rolle.
Portalmania
Das nächste „Buzzword“ ist bereits am Horizont: Portal. Im kommenden Jahr wird sich alles um Enterprise Portale, Knowledge Portale und die notwendige Middleware-Infrastruktur drehen.
Trends aus Marktsicht
Der Markt für Document Related Technologies fasert aus zwei Gesichtspunkten aus. Zum einen werden Komponenten in beliebige Anwendungen als Infrastruktur integriert, zum anderen erweitert sich das Angebot ständig um neue Funktionalität, die gleich mit eigenen Kategoriebegriffen belegt werden. Bisherige Produktkategorien und auf diesen basierende Marktzahlen verlieren an Bedeutung.
Steigerungsraten
Die in Marktstudien angekündigten Steigerungsraten von 25% und mehr werden erreicht, im weitergefaßten DRT Document Related Technologies Markt sogar überschritten. Das Hauptgeschäft verlagert sich aber von Lizenzen und Komponenten auf den Dienstleistungs- und Systemintegrationssektor. Schade ist nur, daß die Zahlen für das ursprüngliche DMS-Marktsegment nicht allein nur von den DRT-Anbieter abgeschöpft werden. Längst drängen sich auch Datenbank-, ERP-, Middleware-, Management-Informations-System-, Plattformsoftware-, Portal-, Groupware- und andere Anbieter in dieses Segment. Daher werden nur wenige der Anbieter diese Wachstumszahlen erreichen können und der Markt der echten Produktanbieter konsolidiert sich weiter.
Partnergeschäft und ASP
OEM-Vertrieb und Integration sind für viele die Devise der Zukunft! Aus vielen Produktanbietern werden Systemintegratoren, aus vielen IT-Dienstleistern im DRT-Umfeld werden ASP-Anbieter. Beim Thema ASP geht der Trend vom reinen Scan-Outsourcing zur kompletten Bereitstellung von Dokumenten-Management-Lösungen. Das neue Schlagwort in diesem Bereich heißt Document Management Complete Outsourcing (DMCO). Markstudien auf Basis von Installations- und Verkaufszahlen können diese Veränderungen nicht mehr sauber fassen – Statistiken und Grafiken in den Studien verlieren ihren Wert.
Der bisherige DMS-Markt hat sein eigenständiges Gesicht verloren und ist bereits Bestandteil der allgemeinen IT-Branche.
Trends aus Anbietersicht
Das Feld der Anbieter verändert sich. Ehemalige „Neue-Markt-Unternehmen“ wie SER und CE sind längst internationale Unternehmen und verstehen sich nicht mehr als deutsche Archivsystemanbieter.
Deutschstämmige Produktanbieter
Gleiches gilt auch für das Verfolgerfeld mit Firmen wie iXOS, EASY, GFT, DocMan und anderen. Das Mittelfeld fällt weiter zurück. Die noch dahinterliegenden kleinen Anbieter mit eigenen Produkten werden sich nur in Marktnischen oder als Integrator halten. Auch wenn die deutschstämmigen DRT-Anbieter massiv in die internationalen Märkte drängen, viele der traditionellen internationalen Anbieter sind schon da. Unternehmen wie IBM, FileNET, Documentum, Autonomy, Tibco und andere bauen ebenfalls ihre Geschäfte aus. Auch in anderen europäischen Staaten stehen weitere Anbieter mit innovativen Produkten in den Startlöchern und es ist noch nicht abzusehen, was an neuen Anbietern aus den USA, Indien oder anderen Ländern zukünftig in diesem sich erweiternden Marksegment mitspielen wird.
Marktanteile vor Produktqualität
Die Zielsetzung für alle ist, Marktanteile zu gewinnen, um mit genügend Gewicht, ausrei-chenden Ressourcen, einem weiter gefächerten Produktspektrum und einfach zu multiplizierenden Lösungen im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Der Wahlspruch in Bezug auf die Qualität der Produkte und die Kundenbetreuung könnte vielerorts auch lauten „sell today, excuse tomorrow“. Das Partnergeschäft wird immer wichtiger, da die Produktanbieter mit eigenem Personal nicht schnell genug ausreichend viele Projekte abwickeln können. Modularität, Qualität, gut dokumentierte Schnittstellen und effiziente Tools definieren den Erfolg im Partnergeschäft. Nur so kann man den Trend „vom leeren Tool zur vordefinierten vertikalen Anwendung“ in der Systemintegration unterstützen.
Die Personalkrise
Fast unlösbar ist derzeit immer noch die Personalsituation bei Beratern, Produktherstellern und Systemintegratoren. Alle Unternehmen suchen qualifizierte Systemberater und Programmierer. Fachpersonal für DRT muß man selbst ausbilden oder abwerben. Und so dreht sich das Personalkarussell immer weiter. Wenn man ein Unternehmen nicht kaufen kann, wird häufig der direkte Angriff auf die personellen Ressourcen gestartet. Ob das Karussell allerdings für Qualität, Kontinuität und Preis-/Leistungsniveau zuträglich ist, diese Frage muß jeder für sich selbst beantworten. Allerdings zählt Vertrauenswürdigkeit und Solidität besonders in einem Markt, in dem langfristige Informationsverfügbarkeit eine der Grundfesten ist.
Trends aus Produktstrategiesicht
Da sich derzeit die Grenzen der Produktkategorien derzeit verwischen, macht es Sinn, die wichtigsten Produkttrends nach den neuen Schlagworten sortiert zu betrachten:
Internet-basiertes Dokumenten-Management
Inzwischen bewirbt jeder Anbieter sein Produkt unter dem Motto, es ist Internet-fähig, kann mit Browser oder Java-Applet genutzt werden, nutzt Internet-Formate und unterstützt XML. Vielfach fällt hier das Schlagwort Content Management, auch wenn dieser Begriff immer noch meistens mit Web-Content-Editoren, Web-Publication-Management und Web-Content-Management belegt ist. Internet-Fähigkeit ist nicht gleich ein Internet-Architektur-basiertes Produkt. Die Produkte basieren fast immer noch auf den herkömmlichen Technologien aus dem Client-/Server-Umfeld. Neue Module werden über traditionelle Dienste gestülpt.
Viel wird derzeit über XML als Voraussetzung für Content-Management diskutiert, aber Produkte die XML konsequent nutzen, fehlen noch weitgehend. Technologien und Architekturen basieren nachwievor auf den Ansätzen der Client-/Server-Architektur. Der Ursprung liegt in den Zeiten, als Host-Systeme nicht in der Lage waren, mit den neuen Dokumententypen wie gescannte Images, Multimedia, Office-Dokumenten etc. fertig zu werden. Nur wenige Hersteller haben es bisher geschafft, ihre Produkte komplett auf die neue Welt des Internets umzustellen. Vielerorts wird mit proprietären Schnittstellen, „Fat Clients“, C++ (einige sogar noch mit Cobol und andere halten Visual Basic für ausreichend ...) und Referenzdatenbanken mit Pointern auf separate Repositories gearbeitet. Echte Content Management Systeme werden hier kurzfristig den Anbietern von „Web-aufgepeppten“ traditionellen DMS-Lösungen den Rang ablaufen.
Knowledge Management
Knowledge Management definiert jeder für sich selbst – auch die Anwender kleben dieses Schild auf unterschiedlichste Dokumenten-Management-, Document-Warehouse-, Workflow- und Portal-Lösungen. Dies ist auch richtig so! So unterschiedlich wie die Entstehung, Nutzung und Perzeption von Wissen ist, so unterschiedlich müssen auch die Lösungen sein. Daher gibt es auch nicht das ultimative, universelle Knowledge Management System. Berater und Systemintegratoren sind gefordert, aus unterschiedlichsten Quellen Informationen zu verdichten, zu erschließen und bereitzustellen. Betrachtet man die Ursprünge des Knowledge Managements, so stellt man fest, daß die meisten Funktionen irgendwo anders schon einmal vorhanden waren, in Groupware, Workflow, Bürokommunikation, etc. Es gibt allerdings inzwischen zwei Komponenten, die für ein eigenständiges Profil von Knowledge Management sorgen: Automatische Klassifikation und Profiling.
Bei der automatischen Klassifikation geht es einmal um die Überwindung des Erfassungs- und Indizierungsengpasses. Wichtiger wird der Ansatz werden, vorhandene, unstrukturierte Informationen aus verschiedensten Quellen für neue, bei der Erfassung noch nicht bekannte Fragestellungen zu erschließen.
Beim Profiling geht es um die intelligente, automatische Erstellung von Nutzungsprofilen. Diese können personalisiert sein, können aber auch zur Ordnung und Verdichtung von Informationen benutzt werden. Man unterscheidet daher zwischen Personalisation im Sinne einer Zusammenführung von Informationen für einen spezifischen Benutzer am Arbeitsplatz, und Information Mining, der indirekten Auswertung von Informationen durch Nutzung, Relevanz, Aktualität, Geschäftsfeldbezug und anderer Parameter. Das Profiling bezieht sich inzwischen nicht nur auf interne Informationsquellen, sondern schließt Kunden-, Wettbewerber- und Lieferanteninformationen sowie andere öffentlich zugängliche Informationsbestände ein, die über Agenten kontinuierlich ausgewertet werden. Automatische Klassifikation und Profiling werden zu den Killer-Applikationen des Knowledge Managements.
Integration & Suiten
Der Trend, Dokumenten-Management-Funktionalität als Dienste (Engines) und Komponen-ten (Enabling) direkt in Anwendungen zu integrieren, setzt sich fort. Die Anwendungslandschaft wird dadurch immer komplexer. Vielfach müssen inzwischen Softwarepakete integriert werden, die konkurrierende Dokumenten-Management-Funktionalität beinhalten. Die grundlegenden Ideen sind jedoch immer noch die gleichen: nur ein Postkorb für alle Formen eingehender Information, nur ein Repository für alle Informationen, unabhängig von der erzeugenden Anwendung.
Dieser Integrationsanspruch führt immer wieder zu sogenannten Suites. In einer Produktsuite sind unterschiedliche Produkte zu einem Lösungsportfolio kombiniert, so z.B. Workflow, COLD, WebServer, Archiv, DMS und Scanning. Besonders die größeren Anbieter versuchen hiermit ihren Anspruch zu untermauern, für alle Anwendungen, alle Plattformen ein geschlossenes Lösungsspektrum anbieten zu können. Häufig läßt jedoch die Integrationstiefe zu wünschen übrig und der Bedarf an individuellen Integrationsleistungen ist genauso hoch als wenn man sich die „Best-of-Class“ Komponenten von unterschiedlichen Anbietern beschafft. Leider gilt hier auch noch häufig der Merksatz: „Produktsuiten in Releaseversion 1 zeichnen sich dadurch aus, daß die einzelnen Komponenten möglichst inkompatibel zueinander sind“.
Der Integrationsaspekt wird inzwischen auch durch zahlreiche Standardprodukte unterstützt, sei es durch direkte Einbettung eines DMS ins Betriebssystem, ein „Plug-and-play“-Exchange-Archiv oder ähnliche Lösungen. Diesen Produkten droht jedoch vielleicht schon bald das „Aus“ wenn die großen Plattformanbieter wie SAP, Microsoft, Lotus und Oracle immer mehr DMS-Funktionalität direkt in ihre Systeme einbauen. Aus derzeitigen Kooperationspartnern, Verbündeten und Komponentenlieferanten werden dann die härtesten Wettbewerber.
ASP & DMCO
Application Service Providing hat viele Ausprägungen, von der Bereitstellung von Anwendungen, Softwareverteilung, dem virtuellen Projektbüro auf einem WebServer bis hin zum DMCO, dem Document Management Complete Outsourcing. Letzteres ist die Domäne, auf die die traditionellen DMS-Anbieter und -Dienstleister zielen. Hierbei wird auf unterschiedliche Konzepte gesetzt. Direkter Zugang über das Internet oder, wesentlich sicherer, Zugang nur über VPN, Virtual Private Network. Vielfach verbergen sich hinter den Lösungen noch die traditionellen DMS-Produkte. Herausforderungen wie Security, Accounting, Mandantenfähigkeit und sichere Pflegetools für den Anwender sind weitgehend ungelöst. Zahlreiche kleinere Anbieter, besonders aus der Dienstleistungsbranche, stürzen sich dennoch auf diesen Markt. Ob sie überleben werden, ist fraglich. Das große Geschäft werden mittelfristig diejenigen machen, die eigene Leitungen haben und damit den Preis und die Verfügbarkeit bestimmen, die über sichere, redundant ausgelegte und professionell betriebene Rechenzentren verfügen und die das Vertrauen der Kunden besitzen, auch in 7, 10 oder 30 Jahren noch die gespeicherten Informationen wieder verfügbar machen zu können.
Für die Produktanbieter bedeutet ASP auch die Kannibalisierung des eigenen Partner- und Projektgeschäftes. Besonders wenn Anwender sich gegen die Installation einer Inhouse-Lösung und für die Nutzung eines ASP-Angebotes entscheiden, geht das lukrative Projekt-, Dienstleistungs- und Wartungsgeschäft verloren. Daher „basteln“ derzeit viele Anbieter an neuen Preis- und Lizensierungsmodellen für das ASP-Geschäft – mit nur einer unbeschränkten mandantenfähigen Multiuser-Lizenz für einen Provider, der damit tausende von Anwendern beglücken kann, läßt sich nämlich kein genügender Umsatz erzielen. Wäre da nicht die Vertrauens- und Verfügbarkeitsfrage im Raum, würden längst zahlreiche Anwender zu ASP gewechselt haben.
Beim Thema ASP und DMCO darf man allerdings auch nicht vergessen, daß herkömmliche Großrechenzentren und Großanwender längst dieses zentralisierte Dokumenten-Management-Geschäft betreiben – genauso wie die Bereitstellung von Fachanwendungen, SAP, Web-Hosting und Bürokommunikation. Der Unterschied ist nur, daß dies niemals jemand mit dem neuen „Buzzword“ ASP bezeichnet hat.
eBusiness
eBusiness ist mehr als eCommerce. Beim eCommerce wird die Abwicklung von Geschäftstransaktionen statt mittels Papier, Fax und Telefon per EDI oder Web erledigt. Das Geschäft bleibt das gleiche – es wird produziert oder beschafft, angeboten, bestellt, geliefert und gezahlt (die Reihenfolge der einzelnen Schritte ist im Internet übrigens inzwischen fast beliebig geworden ...). Produzieren, Beschaffen und Liefern werden übrigens den von Internet-Startups beflügelten B2B- und den B2C-Markt drastisch verändern, denn hierin sind die mittlerweile als „old Economy“ diskriminierten Unternehmen besser, da sie über die notwendige Infrastruktur und die Logistik-Ketten verfügen.
eBusiness ist mehr. Es beinhaltet vollständig integrierte Lösungen für die interne Nutzung (also herkömmlich als Intranet oder traditionelle Client/Server- oder Host-Lösung) mit zusätzlichen Modulen wie eCommerce. eBusiness beinhaltet die internen Prozesse und Informationsinfrastrukturen wie Dokumenten-Management, Knowledge Management, Workflow, ERP, eMail, Datenbanken etc. Wir nähern uns hier wieder dem Anspruch der „eierlegenden Wollmilchsau“. Kaum ein größeres Unternehmen hat es bisher geschafft, seine IT-Infrastruktur und seine Organisation so zu vereinheitlichen, daß es eine ganzheitliche Lösung mit einheitlichen Clienten, übergreifendem Informationszugriff und optimaler Administration besitzt. Vielfach kommt die Internet-Welt als dritte Technologie neben Client-Server und Host zum Einsatz. Die Komplexität der Integration wird noch größer als bisher – und dies auf Plattformen, für die es noch keine ausgereiften Tools und Lösungen gibt. eBusiness ist heute in erster Linie individuelle Integration.
Das Schlüsselwort der eBusiness-Anbieter ist das Enterprise Portal oder auch Knowledge Portal (bei denjenigen, die sich auf Knowledge Management fokussieren). Im Marktsegment Portaltechnologien spielt übrigens bis jetzt kaum einer der traditionellen DMS-Anbieter ernsthaft mit (Ausnahmen sind vielleicht Documentum, FileNET und ein paar andere Firmen, den man den Wechsel vom DMS-Anbieter zum eBusiness-Anbieter abgenommen hat). Das Portal vereinigt für den internen Anwender – ebenso wie für den Partner bei B2B oder den Enduser bei B2C – alle relevanten Anwendungen, Funktionen und Informationen unter einer einheitlichen browserbasierten Oberfläche. Die Grundidee ist gut und hat Zukunft. Jedoch fehlt es häufig an der Middleware, die die alten Technologien mit der neuen Welt zusammenführt. Vielfach fehlt auch noch die Infrastruktur vom Hochleistungsnetzwerk bis zum einheitlichen Directory Service. Dennoch werden Portale sehr kurzfristig zur Schlüsselanwendung für eBusiness. Heute jedoch ist eBusiness meistens nur ein Schlagwort – besonders bei den DMS-Anbietern, die ihre bisherigen Systeme zur eBusiness solution hochstilisieren.
Da auch die potentiellen Anwender organisatorisch kaum in der Lage sind, komplexe eBusiness-Lösungen kurzfristig umzusetzen, bleibt den Anbietern noch etwas Zeit, ihre Ideen und Produkte zur Reife zu bringen.
ECM – Enterprise Content Management
Hinter diesem neuen Schlagwort und Acronym verbirgt sich nicht das Web-Content-Management, sondern ein weitgefaßter Anspruch vergleichbar dem eBusiness. Alle Inhalte (im englischen der Content) aus Quellen mit strukturierten Daten wie Datenbanken, DataWarehouses und ERP-Systemen, alle unstrukturierten Dokumente wie Eingangspost, Email, Multimediaobjekte werden durch Prozesswissen verbunden als einheitliche Wissens- und Informationsplattform für alle Mitarbeiter des Unternehmens zur Verfügung gestellt. Diesem Anspruch wird heute noch kein Produkt auch nur im Ansatz gerecht.
Trends aus Integrationssicht
Eine Reihe der genannten Strategie- und Marketingtrends schlägt sich in ersten Produkten nieder. Dabei geht es jedoch häufig nicht um vollständige Neuentwicklungen, sondern um die Integration anderer Technologien in DRT-Lösungen. Zu den wichtigsten gehören:
Directory Services
LDAP Directory Services ermöglichen die übergreifende und einheitliche Verwaltung aller Ressourcen und Benutzer in einem Unternehmen. Sie sind Voraussetzung für Single-Login-Strategien und einen übergreifenden, kontrollierten Zugriff auf verschiedenen Repositories. Durch Microsofts ADS ist das Thema Dirctory Service hoffähig geworden. DRT-Anbieter beginnen zunehmend, ihre proprietären Benutzerverwaltungen durch ein Interface zu einem Directory Service zu ersetzen.
Digitale Signatur
Der neue Dokumentbegriff bekommt durch die digitale Signatur auch eine neue Rechtsqualität. Unterschiedliche Produkte und Strategien werden derzeit am Markt verfolgt – von der Digitalen Signatur mit zertifiziertem Private-/Public-Key-Verfahren über Pads zur Umsetzung der Handschrift in eine elektronische Unterschrift bis zu einfachen Encodierungspaketen. Es zeichnet sich auch hier wieder ein Wettlauf zwischen Sicherheitsstandards und Hackern ab. Inzwischen integrieren fast alle DRT-Anbieter die digitale Signatur in ihre Lösungen.
Einbindung in Groupware und Bürokommunikation
Den Anschluß und die Einbettung von DRT-Lösungen in Microsoft Exchange und Lotus Domino bekommt man inzwischen als Standardlösungspaket. Ähnliches zeichnet sich auch für internetbasierte Anwendungen ab. Die DRT-Anbieter laufen hier jedoch zunehmend Gefahr, durch die Erweiterung der Funktionalität der Plattformen mittelfristig mit ihren Produkten überflüssig zu werden.
Middleware für Portale
Die Middleware für Portale stellt eine große Herausforderung, aber auch eine große Chance für die Anbieter dar. Ein wichtiger Integrationsaspekt ist die Verbindung von webbasierten Anwendungen mit den nachgeordneten Diensten. Hier wird auch XML zukünftig einer der wichtigsten Standards werden. Nachteilig für die Anbieter ist hierbei, daß der Endanwender den Produktnamen und das Produkt des DRT-Komponenten-Lieferanten gar nicht mehr wahrnimmt.
XML
XML als Format für Dokumente, Parametersteuerungsinformationen, Schnittstellen, Selbst-beschreibungsfunktionalität und für die HTML-Ablösung wird eine Basisvoraussetzung für moderne DRT-Lösungen. Da die Umstellung vorhandener Produkte schwierig ist, werden eher Komponenten oder gleich ganze Firmen mit Spezial-Knowhow in diesem Umfeld dazugekauft. Für einen Erfolg von XML sind allerdings noch standardisierte DTDs, Document Type Definitions, erforderlich.
Automatische Klassifikation
Die automatische Klassifkation ist bereits heute eine der Grundkomponenten für die effiziente Informationserfassung. Für alle DRT-Anbieter, die Scanning, Fax-Eingang, Email-Eingang, COLD und andere Informationserfassungskomponenten anbieten, ist diese Technologie heute ein muß. Die Anbieter stehen in diesem frühen Stadium noch vor der Frage, ob sie selbst entwickeln oder eine Standardkomponente vom Markt integrieren sollen. Ähnlich wie bei den professionellen Scanning-Lösungen werden nur wenige automatische Klassifikation-Komponenten übrigbleiben.
ERP
Die Anbindung von SAP über die Archivelink- oder andere standardisierte Schnittstellen ist heute ein Defacto-Standard. Inzwischen mehren sich aber auch standardisierte Schnittstellen für andere Enterprise Ressource Planning Systeme und kaufmännische Anwendungen wie SAGE/KHK, Oracle Financials, BAAN, Peoplesoft, Paisy etc. Da die ERP-Systeme selbst mit DMS- und Workflow-Funktionalität aufrüsten, wird es in Zukunft jedoch für die meisten Anbieter nur bei der Bereitstellung nachgeordneter Repository-Dienste bleiben.
Trends aus Beratungssicht
Anwender benötigen Orientierung – nicht nur technisch sondern auch strategisch und organisatorisch.
Die Abstände zwischen Technologiesprüngen werden immer kürzer
Technische Innovationen überrollen uns immer schneller – das Radio hat 40 Jahre zur flächendeckenden Verbreitung gebraucht, das Telefon 30, das Fernsehen 20, der Personal Computer 10 und das Internet nur knappe 5 Jahre! Bot uns IBM noch in den 80er und frühen 90er Jahren eine langfristige Vison, Perspektive und Guideline, so werden wir seit einigen Jahren von jährlich neuen Trends überrollt. Anwendungen lassen sich nicht mehr schön nach Back-Office, Front-Office, etc. aufteilen. Die Integration stellt ständig neue Anforderungen. Dies ist im Umfeld von Document Related Technologies besonders gravierend. Informationen sollen auch nach Jahrzehnten noch verfügbar sein - der Wert von Information als weitere Säule der Geschäftstätigkeit gelangt langsam aber sicher in die Gehirne aller Entscheider.
IT Strategie muß Document Related Technologies einschließen
Für Anwendungen, die Document Related Technologies benötigen, kann man von unterschiedlichen Ansätzen ausgehen – vom CallCenter, von der ERP-Lösungen, von der Bürokommunikationsplattform, von der herkömmlichen operativen Anwendung, vom Portal. Die gleichen fachlichen Anforderungen lassen sich inzwischen mit unterschiedlichen Lösungsansätzen realisieren. Document Related Technologies sind dabei kein exotisches Anhängsel mehr wie z.B. vor wenigen Jahren noch ein Archiv mit digitalen optischen Speichern, sondern eine unerläßliche Infrastrukturkomponente. Es geht nicht mehr vorrangig um das Scannen und Archivieren der Eingangspost - digital erstellte Informationen, die Unzahl eingehen-der Emails, die Überflutung mit Daten aus unterschiedlichen Quellen stellt längst die entscheidende Herausforderung dar. Der neue Dokumentbegriff, bei dem ein Dokument alles sein kann – von der digital signierten Transaktion bis zum Multimedia-Objekt, stellt Herausforderungen an die IT-Strategie jedes Unternehmens.
Unabhängige Beratung ist unerlässlich
Produkt- und herstellerneutrale Beratung stellt auf Grund der wachsenden technologischen, integrativen und organisatorischen Anforderungen eine immer wichtigere Komponente in Projekten dar. Nicht nur für die IT-Strategie oder für die Produktauswahl, sondern mehr noch für die Begleitung des sogenannten Change-Managements, die Überführung der bisherigen Organisation in die zukünftige Lösung. Seriöse Berater verschaffen sich ihre Markkenntnis aus realisierten Lösungen und Marktanalysen. Sie besitzen den Weitblick für das Machbare und für die zukünftige Herausforderung gleichermaßen.
Die Beraterlandschaft wandelt sich
Der Beratungsmarkt verändert sich derzeit ähnlich wie der Anbietermarkt. Zahlreiche Beratungsunternehmen wechseln in das Lager der Systemintegratoren. Sie erwerben sich hier ausgezeichnete Kenntnisse bei der Umsetzung spezifischer Lösungen, können jedoch häufig nicht mehr über den Horizont der favorisierten Produkte hinaussehen. Zahlreiche Einzelkämpfer haben häufig nicht mehr die Zeit, um sich parallel zu ihren gleichzeitig betreuten Projekten noch ein konkretes Bild über den Markt, neue Produkte und Anbieter zu verschaffen. Nur spezialisierte Beratungsunternehmen, die ausreichend Ressourcen auch für die speziellen Einzelaspekte einer Lösung bereitstellen können, die sich in die Teams der Anwender kollegial integrieren und die Leistungsfähigkeit der Anbieter und derer Produkte einschätzen können, haben mittelfristig eine Überlebenschance gegen die großen, weltweiten „Beratungs-Allrounder“. Große Beratungsunternehmen kaufen sich häufig das Knowhow von Einzelkämpfern und kleineren Beratungsfirmen ein – der Personalengpass betrifft die Beratungsbranche ebenso wie die Systemintegratoren und Produkthersteller. Dies fördert leider auch den Wildwuchs, zahlreiche sogenannte „DMS-Berater“ tummeln sich am Markt und lernen auf Kosten ihrer Kunden heute gerade das „Gehen“.
Qualifizierte, erfahrene und neutrale Berater und Projektmanager nehmen daher auch zukünftig bei komplexen Dokumenten-Management-, eBusiness-, Content-Management-, Portal- und Knowledge-Management-Lösungen eine entscheidende Rolle ein, die über Erfolg und Mißerfolg eines Projektes entscheiden kann.
Rechtshinweis
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Seitentitel: Artikel_Trends 2000, Zitierung: http://www.PROJECT-CONSULT.com/home.asp?SR=362
Zuletzt aktualisiert am: 11.12.2001
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